Dienstag, 23. April 2013

Einblick in eine andere Wohnkultur (13.04.2013)



Als wir uns auf den Rückweg von der Fußreflexzonenmassage zurück nach Karunai machten, berichtete uns Thomas, dass er uns gerne das Zuhause eines der Mädchen zeigen wolle. Uns erfreute diese Nachricht, da wir uns schon häufiger die Frage gestellt haben, wo die Kinder überhaupt her kommen und ob die Wohngegend ähnlich, wie die uns bekannten Slums aussehen. 

Nach ca. 20 Minuten erreichten wir das kleine Dorf in der Nähe von Viluppuram. Dort wurden wir sehr herzlich von den Familienmitgliedern und Nachbarn begrüßt. Vor allem die Mutter des Mädchens freute sich sehr uns zu sehen. Sie führte uns in ihr „Haus“ und bat uns Platz zu nehmen. Daraufhin verschwand sie und kam mit einem indischen Snack wieder. Thomas hatte extra nicht Bescheid gegeben, dass wir vorbei kommen, da sie sonst ein großes Festmahl (was sie sich nicht hätte leisten können) vorbereitet hätte.


Zunächst schauten wir uns die beiden vorhandenen Räume an. Einer dieser Räume, ca. 12 qm, wird genutzt, um zu kochen, darin zu essen, sich darin aufzuhalten und mit vier Personen darin zu schlafen. Das andere kleinere Zimmer ist für die Großeltern des Mädchens bestimmt. Uns ist aufgefallen, dass sich in diesen Räumlichkeiten weder Betten, noch Matratzen, noch Schränke für Anziehsachen befinden. Sie schlafen hier auf Bambusmatten, entweder in oder vor dem Haus. Insgesamt gab es nur ein Bett, welches vom Großvater genutzt wurde. Dieses stand jedoch auch nicht im Zimmer, sondern davor unter einem Vordach. Natürlich kann man sich vorstellen, dass es in solch einem „Haus“ auch keine Küche und kein Badezimmer gibt. Es gibt lediglich eine kleine Feuerstelle und wenige Töpfe, sowie einen Brunnen fürs gesamte Dorf, aus dem „frisches“ Wasser gepumpt werden kann. Um sein regelmäßiges Geschäft zu erledigen, müssen sich die Dorfbewohner ein stilles Örtchen außerhalb des Geländes suchen.

Das Haus an sich wurde eigenständig aus Ziegelsteinen, Lehm und Kuhdung errichtet. Das Dach bestand aus Ästen und Zuckerrohrstängeln, was laut der Aussage von Thomas, jedem Wetter trotzen sollte. Wir waren da ein wenig skeptisch, ob dies wirklich so ist.

 
Bei dem Gang durchs „Haus“ ist uns aufgefallen, dass sie einen Fernseher und ein Handy haben. Dies haben wir als sehr gegensätzlich zu der restlichen Situation empfunden. Wir fragten uns, wieso kann man sich solche Sachen leisten, während man nicht genug Geld für Essen hat. Da uns dies neugierig gemacht hat, haben wir natürlich bei Thomas und später nochmal bei Charles nachgefragt. Sie erzählten uns, dass dies Geschenke von verschiedenen Parteien seien, die vor den Wahlen ihre Runde machen und mit Hilfe dieser Gegenstände die ärmere Bevölkerung bestechen sie zu wählen.

Während wir zusammensaßen bedanke sich die Frau häufig bei Thomas dafür, dass ihre Tochter die Chance bekommt ein besseres Leben zu führen. Sie sagte auch, dass wir wie Engel für sie sind, da es ein Wunder ist, dass es ihre Familie so gut getroffen hat. Allgemein können wir sagen, dass die Familie trotz ihrer Armut sehr gastfreundlich war und auch auf uns einen zufriedenen Eindruck machte. Wir sind der Meinung, dass man sich davon eine Scheibe abschneiden sollte und einfach seine Situation zu Hause sehr schätzen sollte. Dies tun wir nun auch viel, viel mehr.

Sophie und Meike

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