Wir haben bereits über
typisch indische Verhaltensweisen, kulturelle Unterschiede und Menschen
berichtet. Da wir aber nun schon etwas länger hier sind, sind uns weiter
spannende Sachen aufgefallen, die wir gerne mit euch teilen möchten.
Das
Wackeln mit dem Kopf:
Wenn man sich mit einem
Inder unterhält wackelt dieser gelegentlich mit dem Kopf. Zu Beginn unseres
Aufenthaltes haben wir dies nicht ganz deuten können und uns immer gefragt, was
das Kopfschütteln soll. Nun wissen wir, dass sie es tun, wenn sie einem
zuhören, als Zeichen, dass sie alles verstehen oder wenn sie eine Frage mit
„Ja“ beantworten. Deshalb muss man ganz genau beobachten in welche Richtung der
Kopf sich bewegt, um „Ja“ und „Nein“ auseinanderhalten zu können. Mittlerweile
verstehen wir bei unserem Gegenüber, was er meint und erwischen uns selber
dabei, während wir diese Kopfbewegung machen.
Schlafenende
Menschen:
Auf unseren Ausflügen zum
Beispiel nach Pondicherry sind uns schon einige Menschen begegnet, die einfach
auf dem Bürgersteig geschlafen haben. Dabei spielte die Uhrzeit keine Rolle.
Die Menschen, die sich noch nicht mal ein Dach über den Kopf leisten können,
haben meist keine andere Möglichkeit, als sich auf den Boden der Städte zu
legen und zu schlafen. Da sie auch keiner Beschäftigung nachgehen, können sie
dies überall und zur jeder Zeit machen.
„Picknick“
Zu den Essenszeiten ist es
nicht unüblich Familien auf der Straße, am Strand oder im Tempel zu beobachten,
die dort ihre Mahlzeit zu sich nehmen. Diese wurde dann zuvor in
Metallschüsseln gepackt, die das Essen eine lange Zeit warm halten.
Rollerfahren:
Der Roller beziehungsweise
das Moppet ist hier eines der wichtigsten Fortbewegungsmittel. Nicht unüblich
ist es dabei, mit mehr Menschen darauf zu sitzen, als eigentlich dafür
vorgesehen sind. Eine Schutzkleidung, wie Helm oder Motorradanzug gibt es hier
nur in den wenigsten Fällen. Auch kommt
es häufig vor, dass die Besitzer gar keinen Führerschein haben, oder ihn sehr
preiswert, ohne Fahrprüfung ergattert haben (ca. 5 €). Das Alter der Person,
die einen Roller fährt, ist hier auch zweitrangig. Wir konnten schon häufiger
beobachten, dass Kinder im Alter von elf Jahren bereits auf einem solchen
Gefährt gefahren sind. Also ist es auch kein Wunder, dass Indien die meisten
Unfalltoten der Welt hat.
Speedbreaker
und Dolls:
Eine Fahrt auf den Straßen Indiens
ist häufig nicht schneller als 30 km/h, da es alle 30 Meter einen Speedbreaker
gibt. Wir vom schönen Niederrhein kennen das auch von unseren holländischen
Freunden als „le op trampeles“.
Fährt man dort mit mehr als 10 km/h drüber, leidet das Auto sehr. Außerdem ist
dies ein Lärmschutz für die Anwohner eines Dorfes, sowie ein Schutz für die
spielenden Kinder.
Kaste:
In Indien gibt es ein Kastensystem
mit insgesamt fünf verschiedenen Einteilungen, wobei die fünfte Kaste
eigentlich nie genannt wird. Zu dieser letzten Kaste gehören beispielsweise
Landarbeiter und Straßenreiniger, die auch als die „Unberührbaren“ gelten. Die
vierte Kaste besteht aus Menschen, die als Bauer, Pächter oder Dorfpolizisten
arbeiten, sowie ein Handwerk ausüben. Die dritte Kaste beinhaltet Kaufleute,
Händler und Grundbesitzer. Beamte und Soldaten bilden die zweithöchste Kaste.
Und in der obersten befinden sich Priester. So wird die Hierarchiestruktur in
Indien sehr deutlich. Die obersten Kasten verdienen im Vergleich zu den unteren
sehr viel mehr Geld, womit sich auch die Korruption hier im Lande erklären
lässt.
Tiere
auf der Straße:
In
Indien ist es ganz normal, dass man während der Auto- bzw. Rollerfahrt auch mal
einem Tier (zehn Tieren) ausweichen muss. Hierbei handelt es sich um Hunde,
Katzen, Schweine, Ziegen und Kühe, was das Ausweichmanöver um einiges
erschwert. Eine Kuh ist nämlich lang nicht so flink wie ein Vogel (der in
Deutschland schon mal auf der Straße sitzt). Aus diesem Grund muss man immer
sehr aufmerksam sein und gelegentlich auf die Hupe drücken, doch selbst das
hilft nicht bei allen Tieren sofort. Teilweise muss man anhalten, da die Kuh
sich nicht von der Stelle bewegt (ganz schön faule Tiere). Auch ist es normal, dass eine Kuh mitten auf
einer Kreuzung ihren Verdauungsschlaf hält. Sie interessiert es dabei wenig,
dass währenddessen hunderte von Autos an ihr vorbei düsen.
Freilebende
Hunde trifft man hier auch an jeder Straßenecke. Sie sind meistens Herrenlos
und auf der Suche nach etwas zu Essen. Viele von ihnen sehen sehr in
Mitleidenschaft gezogen aus. Sie haben häufig irgendwelche wunden Stellen, die
von Kämpfen untereinander stammen, an ihrem Körper. Außerdem kann man immer auf
dem ersten Blick erkennen, ob es ein Weibchen oder Männchen ist, da die Zitzen
der weiblichen Hunde fast bis auf den Boden hängen. Trotzdem müssen wir sagen,
dass sie Menschen gegenüber nicht aggressiv, sondern eher lieb und scheu sind.
Leider mussten wir auch schon die ersten beiden Hundeleichen am Straßenrand
entdecken, was für uns sehr traurig ist, da wir Hunde aus Deutschland nur als
Mitglied der Familie kennen und schätzen.
Die
meisten Schweine (schwarz), die man hier zu Gesicht bekommt hängen gerne im
Müll ab. Da es hier Müll an jeder Straßenecke gibt, sieht man sie also sehr
oft. Aus diesem Grund essen die Inder auch eher selten Schweinefleisch, da sie
hier als schmutzige Tiere gelten.
Viele
Familien auf dem Land (ärmliche Verhältnisse) halten Ziegen, um deren Milch zu
verkaufen. Aus diesem Grund sieht man oft viele Ziegenherden durch die
Landschaft ziehen, auf der Suche nach Nahrung. Auch die Ziegen haben einen
Sturkopf (man kennt das ja), weswegen sie oft auf der Straße stehen bleiben, um
einen zu ärgern. Zu unserem Bedauern sind es Tiere mit einem lauten Organ, aus
diesem Grund hört man sie zu jeder Tag- und Nachtzeit meckern.
Wenig
Fleisch:
Da die meisten Inder Hindu
sind, ist es hier üblich nur Hühnchen zu essen. Schweine gelten wie gesagt als
unsauber, weswegen ihr Fleisch nur in den seltensten Fällen verzerrt wird. Und
Kühe gelten als heilige Tiere, da sie den Menschen Milch geben und bei der
Arbeit helfen. Sie sind also sehr wichtig zum Überleben. Deshalb bleibt ihnen
nur noch das Hühnchen. Doch auch dies wird bei uns im Haus nicht oft gegessen,
meistens zweimal in der Woche. Daher freuen wir uns jetzt schon sehr auf das
Fleisch in DeutschlandJ.
Hakenkreuze:
Zu unserem Erschrecken
mussten wir auf einigen Fahrten durch die Dörfer feststellen, dass hier an
vielen Häuserwänden Hakenkreuze gemalt wurden. Da wir dies nicht verstanden haben, fragten
wir Thomas nach der Bedeutung. Er erzählte uns, dass dies als arisches Zeichen gilt,
was Hitler für seine Zwecke nutze. Hier bedeutet dies jedoch, dass eine Familie
schon seit Gründung des Dorfes an diesem Ort lebt. Es hat keinerlei
rechtsextremistische Hintergründe. Diese Aussage beruhigte uns.
Sophie und Meike
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