Mittwoch, 10. April 2013

Typicals for India 2



Wir haben bereits über typisch indische Verhaltensweisen, kulturelle Unterschiede und Menschen berichtet. Da wir aber nun schon etwas länger hier sind, sind uns weiter spannende Sachen aufgefallen, die wir gerne mit euch teilen möchten.

Das Wackeln mit dem Kopf:
Wenn man sich mit einem Inder unterhält wackelt dieser gelegentlich mit dem Kopf. Zu Beginn unseres Aufenthaltes haben wir dies nicht ganz deuten können und uns immer gefragt, was das Kopfschütteln soll. Nun wissen wir, dass sie es tun, wenn sie einem zuhören, als Zeichen, dass sie alles verstehen oder wenn sie eine Frage mit „Ja“ beantworten. Deshalb muss man ganz genau beobachten in welche Richtung der Kopf sich bewegt, um „Ja“ und „Nein“ auseinanderhalten zu können. Mittlerweile verstehen wir bei unserem Gegenüber, was er meint und erwischen uns selber dabei, während wir diese Kopfbewegung machen.

Schlafenende Menschen:
Auf unseren Ausflügen zum Beispiel nach Pondicherry sind uns schon einige Menschen begegnet, die einfach auf dem Bürgersteig geschlafen haben. Dabei spielte die Uhrzeit keine Rolle. Die Menschen, die sich noch nicht mal ein Dach über den Kopf leisten können, haben meist keine andere Möglichkeit, als sich auf den Boden der Städte zu legen und zu schlafen. Da sie auch keiner Beschäftigung nachgehen, können sie dies überall und zur jeder Zeit machen.

„Picknick“
Zu den Essenszeiten ist es nicht unüblich Familien auf der Straße, am Strand oder im Tempel zu beobachten, die dort ihre Mahlzeit zu sich nehmen. Diese wurde dann zuvor in Metallschüsseln gepackt, die das Essen eine lange Zeit warm halten.

Rollerfahren:
Der Roller beziehungsweise das Moppet ist hier eines der wichtigsten Fortbewegungsmittel. Nicht unüblich ist es dabei, mit mehr Menschen darauf zu sitzen, als eigentlich dafür vorgesehen sind. Eine Schutzkleidung, wie Helm oder Motorradanzug gibt es hier nur in den wenigsten Fällen.  Auch kommt es häufig vor, dass die Besitzer gar keinen Führerschein haben, oder ihn sehr preiswert, ohne Fahrprüfung ergattert haben (ca. 5 €). Das Alter der Person, die einen Roller fährt, ist hier auch zweitrangig. Wir konnten schon häufiger beobachten, dass Kinder im Alter von elf Jahren bereits auf einem solchen Gefährt gefahren sind. Also ist es auch kein Wunder, dass Indien die meisten Unfalltoten der Welt hat.

Speedbreaker und Dolls:
Eine Fahrt auf den Straßen Indiens ist häufig nicht schneller als 30 km/h, da es alle 30 Meter einen Speedbreaker gibt. Wir vom schönen Niederrhein kennen das auch von unseren holländischen Freunden als „le op trampeles“. Fährt man dort mit mehr als 10 km/h drüber, leidet das Auto sehr. Außerdem ist dies ein Lärmschutz für die Anwohner eines Dorfes, sowie ein Schutz für die spielenden Kinder. 




An jeder Baustelle endeckten wir hier komische Puppen, die an der Frontseite hingen. Sie erinnerten uns an Wodupuppen, da sie ziemlich grässliche Gesichter  und einen schlaffen Körper haben. Thomas erzählte uns, dass dies ein Brauch ist, um die bösen Geister von dem neuen Haus fernzuhalten.

Kaste:
In Indien gibt es ein Kastensystem mit insgesamt fünf verschiedenen Einteilungen, wobei die fünfte Kaste eigentlich nie genannt wird. Zu dieser letzten Kaste gehören beispielsweise Landarbeiter und Straßenreiniger, die auch als die „Unberührbaren“ gelten. Die vierte Kaste besteht aus Menschen, die als Bauer, Pächter oder Dorfpolizisten arbeiten, sowie ein Handwerk ausüben. Die dritte Kaste beinhaltet Kaufleute, Händler und Grundbesitzer. Beamte und Soldaten bilden die zweithöchste Kaste. Und in der obersten befinden sich Priester. So wird die Hierarchiestruktur in Indien sehr deutlich. Die obersten Kasten verdienen im Vergleich zu den unteren sehr viel mehr Geld, womit sich auch die Korruption hier im Lande erklären lässt.  

Tiere auf der Straße:
In Indien ist es ganz normal, dass man während der Auto- bzw. Rollerfahrt auch mal einem Tier (zehn Tieren) ausweichen muss. Hierbei handelt es sich um Hunde, Katzen, Schweine, Ziegen und Kühe, was das Ausweichmanöver um einiges erschwert. Eine Kuh ist nämlich lang nicht so flink wie ein Vogel (der in Deutschland schon mal auf der Straße sitzt). Aus diesem Grund muss man immer sehr aufmerksam sein und gelegentlich auf die Hupe drücken, doch selbst das hilft nicht bei allen Tieren sofort. Teilweise muss man anhalten, da die Kuh sich nicht von der Stelle bewegt (ganz schön faule Tiere).  Auch ist es normal, dass eine Kuh mitten auf einer Kreuzung ihren Verdauungsschlaf hält. Sie interessiert es dabei wenig, dass währenddessen hunderte von Autos an ihr vorbei düsen. 

Freilebende Hunde trifft man hier auch an jeder Straßenecke. Sie sind meistens Herrenlos und auf der Suche nach etwas zu Essen. Viele von ihnen sehen sehr in Mitleidenschaft gezogen aus. Sie haben häufig irgendwelche wunden Stellen, die von Kämpfen untereinander stammen, an ihrem Körper. Außerdem kann man immer auf dem ersten Blick erkennen, ob es ein Weibchen oder Männchen ist, da die Zitzen der weiblichen Hunde fast bis auf den Boden hängen. Trotzdem müssen wir sagen, dass sie Menschen gegenüber nicht aggressiv, sondern eher lieb und scheu sind. Leider mussten wir auch schon die ersten beiden Hundeleichen am Straßenrand entdecken, was für uns sehr traurig ist, da wir Hunde aus Deutschland nur als Mitglied der Familie kennen und schätzen.

Die meisten Schweine (schwarz), die man hier zu Gesicht bekommt hängen gerne im Müll ab. Da es hier Müll an jeder Straßenecke gibt, sieht man sie also sehr oft. Aus diesem Grund essen die Inder auch eher selten Schweinefleisch, da sie hier als schmutzige Tiere gelten. 

Viele Familien auf dem Land (ärmliche Verhältnisse) halten Ziegen, um deren Milch zu verkaufen. Aus diesem Grund sieht man oft viele Ziegenherden durch die Landschaft ziehen, auf der Suche nach Nahrung. Auch die Ziegen haben einen Sturkopf (man kennt das ja), weswegen sie oft auf der Straße stehen bleiben, um einen zu ärgern. Zu unserem Bedauern sind es Tiere mit einem lauten Organ, aus diesem Grund hört man sie zu jeder Tag- und Nachtzeit meckern.

Wenig Fleisch:
Da die meisten Inder Hindu sind, ist es hier üblich nur Hühnchen zu essen. Schweine gelten wie gesagt als unsauber, weswegen ihr Fleisch nur in den seltensten Fällen verzerrt wird. Und Kühe gelten als heilige Tiere, da sie den Menschen Milch geben und bei der Arbeit helfen. Sie sind also sehr wichtig zum Überleben. Deshalb bleibt ihnen nur noch das Hühnchen. Doch auch dies wird bei uns im Haus nicht oft gegessen, meistens zweimal in der Woche. Daher freuen wir uns jetzt schon sehr auf das Fleisch in DeutschlandJ.

Hakenkreuze:
Zu unserem Erschrecken mussten wir auf einigen Fahrten durch die Dörfer feststellen, dass hier an vielen Häuserwänden Hakenkreuze gemalt wurden.  Da wir dies nicht verstanden haben, fragten wir Thomas nach der Bedeutung. Er erzählte uns, dass dies als arisches Zeichen gilt, was Hitler für seine Zwecke nutze. Hier bedeutet dies jedoch, dass eine Familie schon seit Gründung des Dorfes an diesem Ort lebt. Es hat keinerlei rechtsextremistische Hintergründe. Diese Aussage beruhigte uns.

Sophie und Meike

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