Montag, 11. März 2013

Ein ganz „normales“ Wochenende (09. und 10.03.2013)



Zu der ersten Woche im Waisenhaus gehört natürlich auch das Wochenende. Dieses ist, wie wir das aus Deutschland kennen, auch anderes strukturiert als die Wochentage.

Fangen wir mal mit dem Samstag an:
An diesem Tag durften wir ein bisschen länger schlafen, nämlich bis kurz vor 08:00. Die Mädels zwar auch, aber sie mussten dennoch früher aufstehen, als wir das unter der Woche tun. Nach einem normalen Frühstück begann das Study. Dieses Mal haben wir jeweils ein Mädchen aus der Klasse genommen und in einem extra Raum unterrichtet. Sie mussten Englisch lesen und die Aussprache üben, bei der wir selber manchmal Probleme hatten. Dennoch hat dies besser geklappt als erwartet und Spaß hatten wir dabei auch! Hiernach trafen wir uns mit Thomas, Abi und Regi (die Lehrerinnen) zum Meeting. Bei dem es darum ging, mit und über die schwächeren Kinder zu sprechen. Sie kamen jeweils für 15 Minuten zu uns und wir besprachen, in welchen Fächern sie von welchen Personen Hilfe bekommen werden. So bekamen wir einen Überblick darüber, wo welches Mädchen steht und wer besonders gefördert werden sollte. Jetzt haben wir jeweils zwei Schützlinge, die wir bis zum Examen begleiten werden. (Wir hoffen natürlich, dass sie durch unsere Nachhilfe besser werden und nicht schlechter)

Nach dem Mittagessen war große Waschaktion. Die erste Gruppe ging sich duschen (dies geschieht einmal in der Woche- für uns unvorstellbar, wir gehen jeden Tag), während die zweite Gruppe auf dem Dach ihre Wäsche gewaschen hat. Es ist sehr spannend ihnen dabei zuzugucken, da wir auch noch viel von ihnen lernen müssen. Unsere erste Waschaktion haben wir zwar schon hinter uns, aber so ganz den Dreh raus, haben wir noch nicht. Im Grunde ist dies nicht schwer. Das Problem ist nur, dass es harte körperlich Arbeit ist, die wir nicht gewohnt sind. 

Bevor man anfängt die Wäsche zu reinigen, legt man sie eine halbe Stunde in Waschpulver und Wasser ein. Danach wird sie auf einen Waschstein gelegt, mit Seife eingerieben und mit einer Bürste bzw. mit dem Kleidungsstück selber geschrubbt. Wenn man der Meinung ist, dass nun überall Seife und der grobe Dreck weg ist, schüttet man immer wieder etwas Wasser über das Kleidungsstück und stampft es auf den Stein, in der Hoffnung so die ganze Seife rauszubekommen. Hat man dies mit jedem Kleidungsstück getan, taucht man jedes einzelne dreimal in klares Wasser und hängt es dann auf die Leine. Dort sollte es dann einen Tag hängen, damit sie getrocknet ist. 



In der Mittagszeit ist Meike mit Abi gemeinsam auf einem Roller zum Einkaufen gefahren. Die Einkaufsläden befanden sich auf einer Hauptstraße, ca. 20 Minuten von hier. Sie fuhren erst zu einem Internetcafé, um dort 120 Seiten aus den Schulbüchern zu kopieren. Danach ging es in ein „Schreibwarengeschäft“, um Pappe, Stifte, Hefte, sowie Styroporplatten und Tinte zu kaufen. Als dies erledigt war wurden noch Früchte besorgt. Dann kam die große Herausforderung all die Sachen auf dem Roller zu transportieren. Meike kann bis heute nicht glauben, dass alle Sachen, unfallfrei im Haus angekommen sind. Auf dem Weg zurück teilte Abi ihr gelegentlich mit, dass alle Männer sie angucken würden, weil sie „weiß“ ist. Doch Meike ist sich sicher, dass es nicht nur daran gelegen hat, sondern auch weil sie so vollgepackt Roller gefahren sind.

In der Zwischenzeit spielte Sophie mit den Kindern. Zuerst wurde „Booster“ gespielt, was dem Halli Galli aus Deutschland ähnelt. Weiter haben sie ein Klaschtspiel gespielt, welches Sophie sogar aus ihrer Schulzeit kannte. Zum Abschluss lernte Sophie das Spiel „Kogo“ kennen, bei dem viel gerannt werden musste, was jedoch nicht so schlimm war, da es viel Spaß gemacht hat.

Danach versammelten wir uns im Jogaraum, um den Film „Life of Pie“ zu schauen, welcher natürlich auf Englisch gezeigt wurde. Somit konnten wir unsere Sprachkenntnisse weiter auffrischen.

Weiter geht’s mit dem Sonntag:

Da wir hier in einem christlichen Haus sind, darf natürlich die Sonntagsmesse nicht fehlen. Also standen wir heute um halb sieben auf, um uns für den Kirchbesuch zu säubern. Es war geplant, dass wir um 7:00 Uhr zur Kirche fahren sollten. Doch hier haben wir mal wieder erlebt, dass in Indien die Uhr anderes tickt. Die Wartezeit wurde dann durch Abi verkürzt, da sie uns noch schön machen wollte. Wir bekamen Blumen in die Haare gesteckt und einen Punkt auf die Stirn geklebt. Allerdings haben wir uns gefragt, was es mit dem Punkt auf sich hatte, da dieser ja nur von Hindus getragen wird und wir in eine katholische Messe gegangen sind. Im Endeffekt ging es dann um 7:30 Uhr los. Wir kamen dann um 8:00 Uhr an der Kirche an und gingen in die bereits seit 20 Minuten laufende Messe. Wir haben uns dann einfach zu den anderen auf den Boden gesetzt und gespannt zugehört. Leider war die Messe in Tamil, so dass wir nichts verstanden haben. Uns ist aufgefallen, dass die Männer und Frauen getrennt voneinander saßen, dies ist hier so üblich.

Zurück im Karunai-Haus gab es ein besonderes Frühstück für die Kinder. Sie bekamen alle 5 Scheiben Toastbrot und Marmelade. Wir haben uns gefragt, wie sie das nur alles verdrücken können. Aber sie haben uns bewiesen, wie groß ihr Magen ist. Danach wurde das gesamte Haus gereinigt. Uns wurden zwei Mädchen zur Seite gestellt, die uns zeigen sollten, wie wir hier richtig sauber machen. Wir haben dies nun verstanden und freuen uns auf den nächsten Putztag.
 
Nach dem Mittagessen versammelte sich eine Gruppe von Mädchen vor dem Haus, um sich selber und gegenseitig ihre Läuse und Nissen zu entfernen. Hier ist es nicht so unüblich welche zu haben. Also wir sind gespannt, wann wir selber welche bekommen. Zurzeit juckt uns zwar schon der Kopf, aber das liegt allein an der Vorstellung.

Gerade haben die Kinder Freizeit, weswegen wir in unser Zimmer geschickt wurden. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, weiter an unserem Blog zu schreiben. Gleich werden wir noch eine Runde mit den Kindern spielen und dann geht’s wieder zum Study. Heute werden wir dabei noch von zwei weiteren Personen unterstützt, die hier „Mumi und Dadi“ genannt werden (Freunde von Thomas). 

Meike und Sophie

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