Zu
der ersten Woche im Waisenhaus gehört natürlich auch das Wochenende. Dieses
ist, wie wir das aus Deutschland kennen, auch anderes strukturiert als die
Wochentage.
Fangen
wir mal mit dem Samstag an:
An
diesem Tag durften wir ein bisschen
länger schlafen, nämlich bis kurz vor 08:00. Die Mädels zwar auch, aber sie
mussten dennoch früher aufstehen, als wir das unter der Woche tun. Nach einem
normalen Frühstück begann das Study. Dieses Mal haben wir jeweils ein Mädchen
aus der Klasse genommen und in einem extra Raum unterrichtet. Sie mussten
Englisch lesen und die Aussprache üben, bei der wir selber manchmal Probleme
hatten. Dennoch hat dies besser geklappt als erwartet und Spaß hatten wir dabei
auch! Hiernach trafen wir uns mit Thomas, Abi und Regi (die Lehrerinnen) zum
Meeting. Bei dem es darum ging, mit und über die schwächeren Kinder zu
sprechen. Sie kamen jeweils für 15 Minuten zu uns und wir besprachen, in
welchen Fächern sie von welchen Personen Hilfe bekommen werden. So bekamen wir
einen Überblick darüber, wo welches Mädchen steht und wer besonders gefördert
werden sollte. Jetzt haben wir jeweils zwei Schützlinge, die wir bis zum Examen
begleiten werden. (Wir hoffen natürlich, dass sie durch unsere Nachhilfe besser
werden und nicht schlechter)
Nach
dem Mittagessen war große Waschaktion. Die erste Gruppe ging sich duschen (dies
geschieht einmal in der Woche- für uns unvorstellbar, wir gehen jeden Tag),
während die zweite Gruppe auf dem Dach ihre Wäsche gewaschen hat. Es ist sehr
spannend ihnen dabei zuzugucken, da wir auch noch viel von ihnen lernen müssen.
Unsere erste Waschaktion haben wir zwar schon hinter uns, aber so ganz den Dreh
raus, haben wir noch nicht. Im Grunde ist dies nicht schwer. Das Problem ist
nur, dass es harte körperlich Arbeit ist, die wir nicht gewohnt sind.
Bevor
man anfängt die Wäsche zu reinigen, legt man sie eine halbe Stunde in
Waschpulver und Wasser ein. Danach wird sie auf einen Waschstein gelegt, mit
Seife eingerieben und mit einer Bürste bzw. mit dem Kleidungsstück selber
geschrubbt. Wenn man der Meinung ist, dass nun überall Seife und der grobe
Dreck weg ist, schüttet man immer wieder etwas Wasser über das Kleidungsstück
und stampft es auf den Stein, in der Hoffnung so die ganze Seife
rauszubekommen. Hat man dies mit jedem Kleidungsstück getan, taucht man jedes
einzelne dreimal in klares Wasser und hängt es dann auf die Leine. Dort sollte
es dann einen Tag hängen, damit sie getrocknet ist.
In
der Mittagszeit ist Meike mit Abi gemeinsam auf einem Roller zum Einkaufen
gefahren. Die Einkaufsläden befanden sich auf einer Hauptstraße, ca. 20 Minuten
von hier. Sie fuhren erst zu einem Internetcafé, um dort 120 Seiten aus den
Schulbüchern zu kopieren. Danach ging es in ein „Schreibwarengeschäft“, um
Pappe, Stifte, Hefte, sowie Styroporplatten und Tinte zu kaufen. Als dies
erledigt war wurden noch Früchte besorgt. Dann kam die große Herausforderung
all die Sachen auf dem Roller zu transportieren. Meike kann bis heute nicht
glauben, dass alle Sachen, unfallfrei im Haus angekommen sind. Auf dem Weg
zurück teilte Abi ihr gelegentlich mit, dass alle Männer sie angucken würden,
weil sie „weiß“ ist. Doch Meike ist sich sicher, dass es nicht nur daran
gelegen hat, sondern auch weil sie so vollgepackt Roller gefahren sind.
In
der Zwischenzeit spielte Sophie mit den Kindern. Zuerst wurde „Booster“
gespielt, was dem Halli Galli aus Deutschland ähnelt. Weiter haben sie ein
Klaschtspiel gespielt, welches Sophie sogar aus ihrer Schulzeit kannte. Zum
Abschluss lernte Sophie das Spiel „Kogo“ kennen, bei dem viel gerannt werden
musste, was jedoch nicht so schlimm war, da es viel Spaß gemacht hat.
Danach
versammelten wir uns im Jogaraum, um den Film „Life of Pie“ zu schauen, welcher
natürlich auf Englisch gezeigt wurde. Somit konnten wir unsere Sprachkenntnisse
weiter auffrischen.
Weiter
geht’s mit dem Sonntag:
Da
wir hier in einem christlichen Haus sind, darf natürlich die Sonntagsmesse
nicht fehlen. Also standen wir heute um halb sieben auf, um uns für den
Kirchbesuch zu säubern. Es war geplant, dass wir um 7:00 Uhr zur Kirche fahren
sollten. Doch hier haben wir mal wieder erlebt, dass in Indien die Uhr anderes
tickt. Die Wartezeit wurde dann durch Abi verkürzt, da sie uns noch schön
machen wollte. Wir bekamen Blumen in die Haare gesteckt und einen Punkt auf die
Stirn geklebt. Allerdings haben wir uns gefragt, was es mit dem Punkt auf sich
hatte, da dieser ja nur von Hindus getragen wird und wir in eine katholische
Messe gegangen sind. Im Endeffekt ging es dann um 7:30 Uhr los. Wir kamen dann
um 8:00 Uhr an der Kirche an und gingen in die bereits seit 20 Minuten laufende
Messe. Wir haben uns dann einfach zu den anderen auf den Boden gesetzt und
gespannt zugehört. Leider war die Messe in Tamil, so dass wir nichts verstanden
haben. Uns ist aufgefallen, dass die Männer und Frauen getrennt voneinander
saßen, dies ist hier so üblich.
Zurück
im Karunai-Haus gab es ein besonderes Frühstück für die Kinder. Sie bekamen
alle 5 Scheiben Toastbrot und Marmelade. Wir haben uns gefragt, wie sie das nur
alles verdrücken können. Aber sie haben uns bewiesen, wie groß ihr Magen ist.
Danach wurde das gesamte Haus gereinigt. Uns wurden zwei Mädchen zur Seite
gestellt, die uns zeigen sollten, wie wir hier richtig sauber machen. Wir haben
dies nun verstanden und freuen uns auf den nächsten Putztag.
Nach
dem Mittagessen versammelte sich eine Gruppe von Mädchen vor dem Haus, um sich
selber und gegenseitig ihre Läuse und Nissen zu entfernen. Hier ist es nicht so
unüblich welche zu haben. Also wir sind gespannt, wann wir selber welche
bekommen. Zurzeit juckt uns zwar schon der Kopf, aber das liegt allein an der
Vorstellung.
Gerade
haben die Kinder Freizeit, weswegen wir in unser Zimmer geschickt wurden. Aus
diesem Grund haben wir beschlossen, weiter an unserem Blog zu schreiben. Gleich
werden wir noch eine Runde mit den Kindern spielen und dann geht’s wieder zum
Study. Heute werden wir dabei noch von zwei weiteren Personen unterstützt, die
hier „Mumi und Dadi“ genannt werden (Freunde von Thomas).
Meike
und Sophie
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