Heute war der Tag gekommen,
an dem wir erstmalig alleine Chennai ohne Victor erkundet haben. Da er Lehrer
an einer Schule ist, musste er natürlich arbeiten gehen. Wir besprachen im
Vorhinein, was wir an diesem Tag tun konnten. Er organisierte uns einen
Rikchafahrer, der uns wichtige Punkte in Chennai zeigen sollte. Falls ihr euch
jetzt fragt, was eine Rikcha ist, hier ein Foto zum Verstehen.
„Natürlich ein indisches Taxi“
Wir fuhren zunächst zur St.
Thomas Church und zu dessen Grabstätte. Dort erfuhren wir, was so besonders
daran war. Thomas war einer von Jesus Aposteln, der 52n Christus nach Indien
kam und den Märtyrertod erlitt, weil er das Wort Gottes verkündet hat.
Danach gingen wir zu einem
Tempel (Hindugebetsstätte), wo wir zwei unglaubliche Erfahrungen machten. Als
wir am Eingang auf unseren Rikchafahrer (Sebastian) warteten kam eine Frau auf
uns zu und legte uns Blumenketten um. Wir wussten nicht wie uns geschah und was
wir zu tun hatten. Als Sebastian zurückkam, sah er das und bezahlte für uns die
Ketten (ganz schön peinlich). Vor Betreten des Tempels mussten wir die Schuhe
abgeben, da man ihn nur Barfuß begehen darf. Doch da kam das nächste Problem.
Wir standen im dunklen mit Räucherstäbchenduft überfüllten Tempel und wurden
direkt wieder rausgeworfen. Da wir nicht verstanden haben wieso wir wieder
gehen sollten, Sebastian den wütenden Mann, wo das Problem läge. Zuerst sagte
er, dass wir nicht fotografieren dürfen. Dies akzeptierten wir und packten
unsere Kameras weg. Doch damit war er immer noch nicht zufrieden und bat uns
weiterhin zu gehen. Später stellte sich heraus, dass nur Inder den Tempel
betreten dürfen. Aus diesem Grund haben wir uns noch ein bisschen das
Außengelände angeguckt und sind danach weiter in die Stadt gefahren.
Dort hat Sophie, in einem
Einkaufszentrum, endlich eine kleine Umhängetasche gefunden (wir haben gefühlte
3 Jahre damit verbracht, eine passende zu finden, da es in Indien nicht typisch
ist Taschen dieser Art zu tragen, sie haben fast nur Taschen mit kurzem
Henkel).
Nachdem der Einkauf beendet
war, sollte die Fahrt zum Pfarrhaus 15 Minuten betrage. Daraus wurden dann aber
geschlagene anderthalb Stunden. Das Problem lag darin, dass ein paar Straßen
wegen einer Demonstration gesperrt worden waren. Dies ermöglichte uns jedoch
den indischen Verkehr hautnah mitzuerleben und weiter Teile der Stadt zu sehen.
Eine Abkürzung führte durch einen Slum. So bekamen wir einen ersten Eindruck,
wie ärmer Mitbürgen in Indien wohnen. Es war erschreckend zusehen, unter
welchen Umständen sie dort „hausen“ und wie schlecht es ihnen geht. Victor
erzählte uns jedoch später, dass viele dieser Menschen vom Staat eine Wohnung
geschenkt bekommen haben, sie diese aber weiter verkauften, um mehr Geld zu
haben. Damit erhoffen sie sich eine weiter Wohnung geschenkt zu bekommen, um
weiter Geld zu verdienen. Victor sagte: „That´s their business!“
Am Abend fuhren wir zusammen
mit Victor zu einem großen Sari Geschäft, welches über sechs Etagen ging und
über zig 1000 Saris, in allen Farben die man sich vorstellen kann verfügte.
Außerdem gingen wir in ein Juwelengeschäft, welches ebenfalls über sechs Ebenen
ging und eine unvorstellbare Menge an Goldschmuck ausgestellt hatte. Kann man
sich diesen leisten, zeigt man damit wie wohlhabend man ist. Dies war sehr
beeindruckend für uns, da wir zuvor noch nie eine vergleichbare Menge an
Goldschmuck gesehen hatten. Um diesem Erlebnis noch eins draufzusetzten, fuhren
wir zum St. Thomas Hill. Von dort aus hatten wir eine unglaubliche Aussicht
über ganz Chennai (naja, ganz Chennai werden wir wohl nicht gesehen haben, da
dort ca. 16.000.000 Menschen leben).
Außerdem hatten wir mit
Victor ein längeres Gespräch über die verschiedenen Traditionen von Indien. Er
erzählte uns Beispielweise etwas über den berühmten „Inder-Punkt“. Frauen die
der hinduistischen Religion angehören, können dies als Zeichen ihrer
Zugehörigkeit tragen. Dabei spielt die Farbe keine Rolle, diese können sie
passend zu ihrer Kleidung wählen. Desweitern bekommen sie einen Strich am
Haaransatz, wenn sie geheiratet haben.
Als wir wieder zurück ins
Pfarrhaus kamen, stellten wir überraschenderweise fest, dass wir wieder
Internet auf unseren Handys hatten. So nutzen wir den Rest des Abends (bis
01:30 Uhr morgens), um mit unseren Liebsten zu skypen. Trotz oder gerade wegen
der vielen neuen Eindrücke vermissen wir sie doll.
Meike und Sophie
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